
Roche Diagnostics GmbH
Roche und THE LÄND verbindet eine langjährige Erfolgsgeschichte
Das Schweizer Gesundheitsunternehmen Roche nimmt eine Vorreiterrolle in der Forschung, Entwicklung und Produktion von innovativen Medikamenten, diagnostischen Tests und digitalen Technologien ein. Wie der Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg zu diesem Erfolg beiträgt, erklärt Dr. Claudia Fleischer, Geschäftsführerin der Roche Diagnostics GmbH, im Interview.
Mannheim ist der drittgrößte Roche-Standort weltweit, von hier aus arbeitet Roche für Patientinnen und Patienten in aller Welt. Welche Schlüsselfaktoren gab und gibt es für den Erfolg von Roche in Baden-Württemberg?
Dr. Claudia Fleischer: Unser Standort in Mannheim blickt auf eine über 150-jährige Geschichte zurück, in der Innovation und Spitzentechnologie stets im Vordergrund standen. So entwickeln unsere exzellenten Mitarbeitenden in Mannheim diagnostische Produkte für Menschen mit Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sowie produzieren lebensverlängernde Medikamente gegen Krebs sowie wichtige Produkte für die In-vitro-Diagnostik, die im Anschluss von Mannheim aus auf die Reise in 170 Länder geschickt werden.
Der Erfolg von Roche in Baden-Württemberg lässt sich zum einen damit verknüpfen, dass Mannheim und das Umfeld, das über eine sehr gute Infrastruktur, einen hohen Lebenswert verfügen und hervorragend an internationale Verkehrswege angebunden ist. Darüber hinaus schätzen wir das regionale Ökosystem, das wir in der Metropolregion Rhein-Neckar vorfinden. Das spielt eine wichtige Rolle für den Erfolg und das Wachstum von Roche in Mannheim. Die Möglichkeiten zur Vernetzung und Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren und Institutionen sind vielfältig und bieten ein enormes Potenzial, beispielsweise durch die enge Kooperation mit renommierten Universitäten und Forschungseinrichtungen wie der Universität Heidelberg und der Universität Mannheim, was uns den Zugang zu neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und hochqualifizierten Fachkräften bietet.
Welche Vorzüge bietet Baden-Württemberg aus Ihrer Sicht speziell für Unternehmen der Gesundheits- und Medizintechnikbranche? Welchen Rat würden Sie einem jungen Unternehmen aus Ihrer Branche geben, das sich in Baden-Württemberg ansiedeln möchte?
Dr. Claudia Fleischer: Die Clusterbildung in der Region, mit einer Vielzahl biotechnologischer, pharmazeutischer und technologischer Unternehmen, schafft Synergien, die zu effizienteren Produktions- und Entwicklungsprozessen führen. Die Möglichkeit für strategische Partnerschaften und Allianzen ist gut. So können Unternehmen wie wir und andere von gemeinsamen Ressourcen, ergänzenden Wissen und innovativen Ideen profitieren. Netzwerke wie BioRN und EIT Health spielen bei der Förderung beziehungsweise Erleichterung von Zusammenarbeit und Wissensaustausch eine zentrale Rolle. Darüber hinaus gibt es schlagkräftige regionale Initiativen und Förderprogramme, die zudem finanzielle Mittel und Ressourcen für Forschung und Entwicklung bieten. Neben EIT Health, sei beispielsweise 5-HT Chemistry & Health genannt, die Start-ups unterstützen. Sie fördern im Weiteren die Entwicklung neuer Gesundheitslösungen durch die Vernetzung von Expertinnen und Experten und Organisationen in ganz Europa. Doch diese Programme bieten nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Zugang zu modernster Infrastruktur und technologischen Plattformen.
Wissen Sie, was mir besonders gut an Baden-Württemberg gefällt? Es ist die Gleichzeitigkeit von Tradition und Weltoffenheit. Einerseits Bräuche oder Trachten, die eine wichtige Rolle im kulturellen und gesellschaftlichen Leben der Menschen spielen, und andererseits der Mut, Neues auszutüfteln und auszuprobieren. Lassen Sie sich von der baden-württembergischen Gründlichkeit und dem Erfindergeist inspirieren, von den hochqualifizierten und sehr verlässlichen Menschen, denn die braucht es, um innovative Produkte zu entwickeln und für Patientinnen und Patienten zugänglich zu machen.
Welche Bedeutung hat die Nähe zu Exzellenzuniversitäten und Forschungsinstituten im Land für Ihr Recruiting?
Dr. Claudia Fleischer: Die Nähe zu Exzellenzuniversitäten und renommierten Forschungsinstituten in der Region ist für unser Recruiting von wichtiger Bedeutung. Diese Institutionen ziehen talentierte Studierende und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an, die über aktuelles Fachwissen und innovative Denkansätze verfügen – Kompetenzen, die für Roche als globales Gesundheitsunternehmen von immensem Wert sind. In einem internationalen Wettbewerbsumfeld, in dem Innovationskraft und Fachwissen entscheidende Faktoren sind, ermöglicht uns diese Nähe, weltweit wettbewerbsfähig zu bleiben und hervorragende Fachkräfte für uns zu gewinnen, um deren Qualität wir aus dem Konzern heraus gelegentlich auch beneidet werden.
Durch die enge Zusammenarbeit mit diesen Institutionen, sei es in gemeinsamen Forschungsprojekten oder durch Praktika und Abschlussarbeiten, können sich Talente bei uns einbringen und wir diese frühzeitig gezielt fördern. Ein besonderes Beispiel hierfür ist unser duales Studienprogramm in Kooperation mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), das seit 1975 ein fester Bestandteil unserer Talentstrategie ist und bereits rund 1.000 erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen hervorgebracht hat.
Diese strategische Nähe und Zusammenarbeit sind entscheidend, um auch in Zukunft Spitzenkräfte zu gewinnen und unsere Position als innovativer Akteur in der Branche zu festigen.
Was wünschen Sie sich vom Standort Baden-Württemberg für die Zukunft?
Dr. Claudia Fleischer: Deutschlands und Baden-Württembergs Wohlstand gründet in besonderer Weise auf dem Ideenreichtum, dem Leistungsbereitschaft und der Innovationsfähigkeit seiner Menschen. Für die Region und den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg wünsche ich mir deshalb:
Erstens, die weitere Stärkung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit. Denn der Reichtum an Menschen voller Ideen, Erfindungsreichtum und Fleiß haben Baden-Württemberg zu einer der erfolgreichsten Regionen der Welt gemacht. Forschung und Innovation sind untrennbar mit dem Land verbunden und können wesentlich dazu beitragen, Lösungen für die Herausforderungen einer älter werdenden Gesellschaft in Deutschland zu entwickeln. Ziel sollte sein, die Weichen so zu stellen, dass Wohlstand und gesellschaftlicher Zusammenhalt in einer Gesellschaft des längeren Lebens erhalten bleiben. Auch die Offenheit der Gesellschaft für Innovationen, neue Technologien und dynamische Marktentwicklungen zu erhalten, ist im Zeichen der demografischen Herausforderungen sicher von entscheidender Bedeutung.
Bildung schafft die Voraussetzung für die Teilhabe jedes Einzelnen in der modernen Wissensgesellschaft. Sie ist aber auch die Grundlage für qualifizierten Nachwuchs und damit gut ausgebildete Fachkräfte. Daher wünsche ich mir, dass es uns gemeinsam gelingt, unsere Bildungspotenziale voll auszuschöpfen und zu stärken. Schon früh können wir beispielsweise das Interesse von Kindern und Jugendlichen an Naturwissenschaften wecken. Programme zur Förderung der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) können hierbei eine Schlüsselrolle spielen. Ein gutes Beispiel ist unser gemeinsames Engagement mit dem TECHNOSEUM in Mannheim, wo wir ein Erlebnislabor etablieren. Mit diesem Projekt möchten wir Kinder und Jugendliche für Biotechnologie begeistern und ihnen gleichzeitig die vielseitigen Ausbildungsmöglichkeiten in naturwissenschaftlichen Berufen aufzeigen.
Drittens ist es essentiell, ein ausreichendes Potenzial an gut qualifizierten Arbeits- und Fachkräften und unternehmerisch tätigen Menschen zu sichern. Über eine entsprechende Qualifizierung in unserem Dualen Bildungssystem, einer weiteren Stärkung der Aus- und Weiterbildung, der Schaffung von Voraussetzungen für eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Arbeitnehmenden, einem gezielten Wissensaustausch zwischen Alt und Jung, der Wiedereingliederung Erwerbsloser in den Arbeitsmarkt, der besseren Vereinbarkeit von Privaten und Beruf sowie einer stärken Internationalisierung unserer Belegschaften.