High-speed computer
© Quantum Brilliance GmbH

Quantum Brilliance

High-Speed-Rechner aus Baden-Württemberg

Das australische Unternehmen Quantum Brilliance entschied sich für Stuttgart als Sitz seiner Europa-Zentrale. Ein Grund sind die vielen Firmen und Forschungsinstitute in der Region, die an der Zukunftstechnologie Quantencomputing arbeiten.

 

Dunkles T-Shirt, Baseball-Kappe und quietschgelbe Smartwatch – der Europa-Chef von Quantum Brilliance pflegt einen eigenen Stil und pfeift auf eingefahrene Konventionen. Das passt, denn das Unternehmen von Mark Mattingley-Scott treibt eine Entwicklung voran, die unsere Welt in den kommenden Jahrzehnten tiefgreifend verändern kann.

Die Firma beschäftigt sich mit Quantencomputing – eine Technologie, die das Zeug hat, hochkomplexe Rechenverfahren um ein Vielfaches schneller zu bewältigen als die modernsten Rechner unserer Zeit. „Deutschland verfügt über die weltweit besten Voraussetzungen, um ein führender Player in diesem Bereich zu werden“, sagt Mattingley-Scott. Der gebürtige Brite studierte Physik, Elektrotechnik und Computerwissenschaften an der Universität Durham. Vor seinem Wechsel zu dem australischen Start-up arbeitete er 32 Jahre für IBM in Baden-Württemberg.

Die Forschungs- und Firmenlandschaft in Baden-Württemberg hält er für einen besonders guten Rahmen, um die Pläne des Unternehmens voranzubringen. Die Hälfte der weltweit rund 90 Angestellten des Unternehmens arbeiten in dem Bundeland. Sie treiben ihre Forschung in Laboren in Stuttgart voran sowie in Freiburg – als Untermieter des auf Halbleitertechnik spezialisierten Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik IAF.

 

Technologische Keimzelle in THE LÄND

Obwohl Quantum Brilliance ein australisches Start-up ist, liegt seine technologische Keimzelle in THE LÄND. Denn wichtige wissenschaftliche Grundlagen des Quantencomputing seien an Forschungsinstituten in Freiburg, Stuttgart und Ulm gelegt worden, sagt Mattingley-Scott. Davon profitieren auch andere Technologiekonzerne aus der Region wie Bosch, Trumpf oder die Deutschland-Tochter von IBM, die ebenfalls auf dem Gebiet Quantencomputing aktiv und Teil eines Netzwerks für Wissenstransfer sind.

Quantencomputer unterscheiden sich von herkömmlichen Rechnern, weil sie keine Bits verwenden, die den Zustand 0 oder 1 haben. Zentrales Element sind Qubits, die beide Zustände zugleich annehmen und deshalb ein Vielfaches an Rechenleistung bringen. Mit Hilfe von Quantencomputing könnten sich eines Tages ungeheure Datenmengen verarbeiten lassen, um etwa die Entwicklung der Finanzmärkte auf Basis von Wahrscheinlichkeiten vorherzusagen oder im Bereich medizinische Diagnostik frühzeitige Erkrankungen zu erkennen.

 

Auf den Diamanten kommt es an

Grundlage der Qubits sind synthetische Diamanten, die Quantum Brilliance entwickelt. Die Kohlenstoffstruktur der künstlichen Edelsteine wird dabei gezielt mit Stickstoffmolekülen ergänzt. Aus mehreren Qubits lassen sich Chips herstellen, die keine Kühlung benötigen und sich so effizient einsetzen lassen. Ein drittes Standbein des Unternehmens ist die Beratung. „Wir helfen unseren Kunden zu verstehen, wie sich die neue Technologie nutzen lässt“, sagt Mattingley-Scott.

 

Kompetenzen sammeln

Die Landesregierung fördert den Aufbau eines Kompetenzzentrums für Quantencomputing in Baden-Württemberg, QuantumBW.  Nicht nur finanziell, sondern auch persönlich. Kurz nachdem Quantum Brilliance das Hauptquartier im Stuttgarter Colorado Tower eröffnet hatte, kündigte Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Januar 2022 seinen Besuch an und informierte sich über die Aktivitäten des Start-ups.

Bei der Ansiedlung im deutschen Südwesten unterstützte die Standortförderungsagentur Baden-Württemberg International (BW_i) das Start-up aus dem australischen Haymarket. Auch beim Thema Einstellung von hochspezialisierten Fachleuten von außerhalb Europas, steht BW_i zur Seite:  „Baden-Württemberg International hat uns sehr unterstützt, wenn es Probleme mit der raschen Erteilung von Visa oder Arbeitsgenehmigungen gab“, so Mattingley-Scott. Das sei eine große Hilfe gewesen. Und der Europa-Chef von Quantum Brilliance ist sicher, dass sich in Zukunft weitere Gelegenheiten zur Zusammenarbeit mit BW_i ergeben.